Historische Aquavite

Während sich im Süddeutschen Raum vor allem Obstbrände immer größerer Beliebtheit erfreuten, wurde im preußischen Norden vor allem Korn- und später Kartoffelbranntwein destilliert. Nach der ersten schriftlichen Erwähnung von Kornbranntwein im Jahr 1507 in Nordhausen, verbreitete sich die Destillierkunst im norddeutschen Sprachraum rapide, vor allem als 1810 das Brennen allgemein freigegeben wurde, was vorher nur den Rittern und Braukrügen erlaubt war. Bereits 1831 gab es in Preußen rd. 17.000 Kartoffelbrennereien.

Ein Zeitzeuge berichtet darüber wie folgt: Das Gewerbe des Destillirens hat, seitdem der Gebrauch feiner Aquavite und Liköre allgemeiner geworden ist, so sehr zugenommen, daß man in jedem kleinen Orte mehrere und sogar auf Dörfern Destilliranstalten antrift, wo Aquavite abgezogen werden.

 

 

Bereits 1748 formulierte Friedrich der Große, König von Preußen und großer historischer Widersacher Maria Theresias, in seinem militärischen Standardwerk „Die Generalprinzipien des Krieges und ihre Anwendung auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen“:

„Hat man einen Feldzug vor, so muß das Kommissariat an der Grenze genug Bier brauen und Branntwein brennen lassen, damit die Armee wenigstens für die erste Zeit gut versorgt ist. Sobald sie in Feindesland ist, bemächtigt man sich sofort aller Brauereien und Branntweinbrennereien in der Nähe des Lagers und läßt hauptsächlich Branntwein brennen, damit die Soldaten, die ihn nicht entbehren können, keinen Mangel daran leiden.“

 

An dieser Taktik dürfte sich auch bis 1866 nichts geändert haben, als preußische Truppen im Preußisch-Österreichischen Krieg, der sich um die Vormacht im Deutschen Bund entfacht hatte, 1866 in Österreich einmarschierten. Sie richteten im Paasdorfer Schloss bei Mistelbach ihr Quartier ein und selbst Otto von Bismarck kam nach Mistelbach zu einer Offiziersbesprechung. Im westlichen Paasdorf wurde ein Friedhof für preußische Soldaten errichtet. Auf dem von Baron von Skrbensky gestifteten Kreuz aus Eisen steht noch heute die Inschrift: „Hier ruhen 32 preußische Krieger gestorben zu Paasdorf vom 2.-8. August 1866. - Gott ist überall.“

Mit dem preußischen Heer und ihren adeligen Offizieren kamen nun auch die zur damaligen Zeit hoch im Kurs stehenden preußischen Aquavite nach Paasdorf. Danziger Goldwasser oder Breslauer Schlagwasser bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich in Europas Fürstenhäuser als preußische Spezialitäten kredenzt, hielten Einzug im Weinviertel.

 

Als nach dem II. Weltkrieg die Gebiete östlich der Oder und der Neiße an Polen (Westpreussen, Pommern) und Russland (Ostpreussen) verloren gingen, wurde von den Besatzern sämtliches deutsches Eigentum entweder vernichtet, abgebaut und außer Landes geschafft oder für eigene Zwecke entfremdet. Die bis dato wohl etablierten preußischen Branntwein Manufakturen waren damit auf einem Schlag Geschichte und mit ihnen viele der gut gehüteten Geheimnisse um die Herstellung der berühmten Destillate.

 

Durch mühevolle Recherche und antiquarische Kleinarbeit rund um die Vorgänge des Jahres 1866 und der damit in Zusammenhang stehenden Aquavit-Kultur konnte Andreas Liebminger einige der historischen preußischen Aquavit Rezepte rekonstruieren. Dies sollte nun als Basis einer neuen Produktlinie einem modernen interessierten Publikum präsentiert werden.

 


Wineyard Gin

Weiterentwickelt aus einem Aquavit Rezept für Danziger Goldwasser. Veredelt mit 15% Edelbrand aus Weingartenpfirsichen.

 

In der Nase ein Mix aus Waldbeeren, Waldmeister und Lakritze. Am Gaumen gut strukturiert mit einer potenten Bitternote und leicht ätherischen Anklängen. Der Abgang gestaltet sich überraschend mild!

Falstaff Spirits Guide 2018      -         90 Punkte

Absinthe

Kräuterdestillat aus 12 magenwirksamen Kräutern hergestellt im Perkolationsverfahren (Dampfextraktion). Angenehm harmonisch am Gaumen und animierend im Abgang!

GOLD, Die goldene Dirndl 2014

Eau d'amour

Ein lieblicher liqueur - ähnlicher Aquavit der schmeichelnde Mandel- und Feigentöne mit kräftigem Zitrus untermalt.  

 

 

Rothes Schlagwasser

Ein schmackhafter Kräuteraquavit mit floralen Noten von Rosen, Veilchen und Himmelschlüssel untermalt von exotischen Pfefferaromen.
BRONZE, das goldene Stamperl 2016

Schwedenbitter

Vor 370 Jahren nach der Schlacht bei Jankau drangen die Schweden ins Weinviertel ein und zogen eine Spur der Verwüstung zwischen Böhmen und Wien, darunter auch Paasdorf und Mistelbach.

Diesem Anlass entsprechend wurde für Paasdorf Old Style aus 36 Kräutern und Gewürzen ein Schwedenbitter destilliert, welcher mit Heidelbeer- und Nussextrakt in Farbe und Süße abgestimmt wurde.

Niederösterreichisches Landesgütesiegel 2016